200 JAHRE Dombauhütte
„Wenn der Kölner Dom fertig ist, geht die Welt unter“ – so prophezeit es ein altes Kölner Sprichwort. Tatsächlich ist der Dom nie ohne Baugerüst zu sehen. Denn um das gotische Wahrzeichen für die Nachwelt zu sichern, stehen ständige Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen auf dem Plan. Richtig fertig wird der Dom also möglicherweise nie?
Dass das Weltkulturerbe Kölner Dom den nachfolgenden Generationen aber erhalten bleibt, dafür sorgt von jeher die Kölner Dombauhütte, die vor kurzem ein großes Jubelfest feierte: „200 Jahre Wiederbegründung der Kölner Dombauhütte“ lautete der Titel der Sommerausstellung von Domforum und Kölner Dombauhütte, in der sich zahlreiche Besucher zwei Monate lang über die 1824 wiederbelebte Bauhütte und der mit dem Hohen Dom zu Köln verwobenen Geschichte über Vollendung und Erhalt des Kölner Wahrzeichens umfassend informieren konnten.
„Die Dombauhütte hat in mittelalterlichen Zeiten nicht nur das gewaltige Fundament des Kölner Domes errichtet – sie selbst bildet als Institution das zentrale handwerkliche Fundament, auf dem unsere Kathedrale ruht. Visionäre wie Meister Gerhard, Sulpiz Boisserée und Ernst Friedrich Zwirner haben den Dombau vorangetrieben. Könner aus zahlreichen Gewerken haben den Dom meisterhaft und zur Ehre Gottes ausgeführt – und ihm jene Strahl-kraft verliehen, die ihn als Gotteshaus und Weltkulturerbe einzigartig macht. Die Wiederbegründung der Dombauhütte war ein Meilenstein in der Domgeschichte“, gratulierte Dompropst Monsignore Guido Assmann zum 200. Geburtstag.
Eine Werkstatt für den Bau des Doms
Die Kölner Dombauhütte geht letztlich auf eine Institution zurück, die im Jahr 1248 mit dem Bau des heutigen hochgotischen Domes begann. Auch nach der Einstellung der Bauarbeiten nach 1520 existierte die für die Finanzierung des Dombaus zuständige Domfabrik fort, um die notwendigen Erhaltungsarbeiten zu koordinieren. Die vom Jesuitenpater Hermann Crombach bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts formulierte Idee einer Domvollendung war aufgrund der Zeitumstände zum Scheitern verurteilt.
Die Zeit um 1800 brachte nicht nur die Wiederentdeckung der Gotik als Baustil hervor, sondern gefährdete zugleich den Dom. Zwei Jahre nach der Besetzung der Stadt durch französische Revolutionstruppen 1794 schloss der Dom seine Pforten für Gottesdienste und diente in der Folgezeit als Korn- und Futtermagazin sowie zeitweise als Kriegsgefangenenlager. Vor allem aber wurden alle Instandhaltungsarbeiten eingestellt, was im Lauf der folgenden Jahrzehnte zu einem massiven Verfall des kolossalen Bauwerks führte.
Die Zeit des Niederganges während der Französischen Revolution brachte auch eine Wiederentdeckung mittelalterlicher Kunst und Architektur mit sich. Ab 1808 war es der Kölner Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée, der sich für den Kölner Dom begeisterte und den Erhalt und die Vollendung des Doms zu seiner Lebensaufgabe machte. Durch die Herausgabe eines großen Kupferstichwerkes zum Kölner Dom und wegen seiner zahlreiche Kontakte zu den politischen und geistigen Größen seiner Zeit gelang es ihm, in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich für sein Projekt zu werben. Unter anderem Joseph Görres, Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff sowie die Architekten Georg Moller und Karl Friedrich Schinkel setzten sich dafür ein, den Bau des Domes wiederaufzunehmen und die Kathedrale nach einer Baupause von über 300 Jahren zu vollenden.
Boisserées Idee lebt fort
Boisserée war es auch, der 1812 als Erster die Idee zur Wiedereinrichtung einer festen Dombauhütte in Köln formulierte. Die Gründung der Dombauhütte war ein langwieriger Prozess. Diesen trieb der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel voran. In seinem Baugutachten von 1816 wies er auf den erschreckenden Zustand insbesondere der Dächer und des Chorstrebewerks hin und empfahl, ebenfalls eine feste Bauhütte einzurichten. Doch erst sechs Jahre später, im Dezember 1822, beauftragte die Stadt Bauinspektor Friedrich Adolf mit den Vorbereitungen der Restaurierungsarbeiten am Dom. Damit war ein erster Schritt zur Gründung einer Bauhütte vollzogen.
Die Einrichtung der Bauhütte selbst war ein schleichender Prozess. Erste Arbeiten begannen noch im Winter 1822/23, zunächst von selbstständigen Unterneh-men. Auch wenn sich formal daran in den kommenden Jahren nichts änderte, bildete sich dennoch bald ein fester Stamm an Mitarbeitern heraus, die ausschließlich für den Dombau tätig waren. Im Sommer 1824 verdichtete sich dieser Prozess. So datiert der früheste Eintrag in der Stamm-rolle der Steinmetzen, in der im 19. und frühen 20. Jahrhundert alle am Dombau beschäftigten Steinmetze registriert waren, vom 15. Juni 1824. Er stammte vom Kölner Steinmetz Peter Sturm. Am 2. August 1824 wurde auf der Westseite des Domes eine feste Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte eingerichtet, womit die Dombauhütte auch baulich ins Leben gerufen war.
Die Dombauhütte heute
Heute sind in der Dombauhütte Mitarbeiter aus verschiedenen Gewerken und Berufen tätig – ob aus dem Steinmetzhandwerk, der Goldschmiedekunst, der Stein- und Glasrestaurierungswerkstatt, Schreinerei, Schlosserei und Schmiede. Die Bauhütte beschäftigt eigene Gerüstbauer, Dachdecker, Maler, Elektriker, einen Installateur und Reinigungskräfte.
Die Bauleitung liegt beim Dombaumeister und seinen Stellvertretern sowie einem Architekten und einem Bauingenieur. Die Leitung der Werkstätten liegt beim Hüttenmeister. Weitere Mitarbeiter sind in der archäologischen Abteilung, im Dombauarchiv und im Sekretariat tätig. Seit 2016 ist Peter Füssenich Dombaumeister. Ein wichtiges Anliegen der Dombauhütte ist es, das Wissen der Handwerker von Generation zu Generation weiterzugeben. Im Steinmetzhandwerk, Gerüstbau und in der Schreinerei bildet die Dombauhütte daher aus.
Auch 200 Jahre nach ihrer Wiederbegründung hat die Dombauhütte jede Menge zu tun. Neben alltäglichen Reinigungs- und Wartungsarbeiten sowie kleineren Restaurierungs- und Baumaßnahmen gibt es einige größere Baustellen, die sehr lange Laufzeiten haben: Eine Aufgabe, die den Dom noch Jahrzehnte prägen wird, ist die systematische Restaurierung der Strebewerke im Lang- und Querhausbereich. Sie ist notwendig, da der im 19. Jahrhundert hier verbaute Schlaitdorfer Sandstein Architekten und einem Bauingenieur. Die Leitung der Werkstätten liegt beim Hüttenmeister. Weitere Mitarbeiter sind in der archäologischen Abteilung, im Dombauarchiv und im Sekretariat tätig. Seit 2016 ist Peter Füssenich Dombaumeister. Ein wichtiges Anliegen der Dombauhütte ist es, das Wissen der Handwerker von Generation zu Generation weiterzugeben. Im Steinmetzhandwerk, Gerüstbau und in der Schreinerei bildet die Dombauhütte daher aus.
Auch 200 Jahre nach ihrer Wiederbegründung hat die Dombauhütte jede Menge zu tun. Neben alltäglichen Reinigungs- und Wartungsarbeiten sowie kleineren Restaurierungs- und Baumaßnahmen gibt es einige größere Baustellen, die sehr lange Laufzeiten haben: Eine Aufgabe, die den Dom noch Jahrzehnte prägen wird, ist die systematische Restaurierung der Strebe-werke im Lang- und Querhausbereich. Sie ist notwendig, da der im 19. Jahrhundert hier verbaute Schlaitdorfer Sandstein teilweise gravierende Verwitterungsspuren zeigt.
Seit 1996 werden die vier 30 Meter hohen freistehenden Fialaufbauten restauriert, die den Nordturm auf einer Höhe zwischen circa 75 und 105 Metern umgeben. Auch wenn der hier verwendete Obernkirchener Sandstein bestens erhalten ist, kam es in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholt zu Steinabstürzen. Die Ursache hierfür sind Rostsprengungen durch Eisendübel und -anker. Sie müssen durch Elemente aus Edelstahl er-setzt werden. Daneben bedürfen auch die 32 monumentalen Engelfiguren, die die beiden Domtürme umstehen, einer Restaurierung.
Als Arbeitsebene dienen 30 Meter hohe Hängegerüste, die am Turmhelm verankert sind. 2021 konnte das dritte Gerüst dieser Art mit einem Schwerlastkran ab-genommen werden. Das vierte wird in den kommenden Jahren an der Nordostecke des Nordturms errichtet. Eine weitere Maßnahme stellt die Konservierung des mittelalterlichen Trachytmauerwerks – zunächst im Außenbereich des Chorkapellenkranzes – dar. Hier ist besondere Aufmerksamkeit gefragt, da es sich um den ältesten, zwischen 1248 und 1265 er-richteten Bauteil des Doms handelt.